Eistkalte Entourage - Das Messiehaus im Stiftgäßchen

Hansjörg Wojcek bekommt als Kind sechs Zinnsoldaten geschenkt, die er hütet wie einen seltenen Schatz. Darüber hinaus sammelt er Spielfiguren aller Art. Durch die Scheidung seiner Eltern verliert er seine Sammlung. Viele Jahre später holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Er entschließt sich zu einer grausigen Vorgehensweise,
um das erlittene Leid zu mindern. Ein Kriminalbeamter aus Kamenz beginnt, die Puzzleteile zusammenzufügen. Das Bild,
das daraus entsteht, entsetzt nicht nur ihn.

Bewertung: 5 Sterne
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Janette Fahlpahl
Vor 5 Monate

„Eiskalte Entourage-Das Messiehaus im Stiftgäßchen“ ist das zweite Buch von Uta Pfützner, das ich gelesen habe.
Und wieder hat mich ihr ganz eigener und besonderer Schreibstil begeistert und dafür gesorgt, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte.
Hansjörg Wojcek wächst in den 70ern auf dem Dorf auf. Seine Kindheit ist geprägt von Schlägen und Demütigungen durch seinen cholerischen Vater. Ein alter Mann aus der Nachbarschaft schenkt ihm sechs Zinnsoldaten, die er von nun an in einem Schuppen hütet wie einen Goldschatz. Nach der Scheidung der Eltern reißt der Vater diesen Schuppen ab und die Figuren gehen verloren und damit auch sein einziger Halt.
Als erwachsener Mann zieht er nach Kamenz ins Stiftgäßchen in ein Haus, das er von seiner Mutter geerbt hat. Und wieder verfällt er, wie schon als Kind, in den Sammlerwahn und hortet alles, was es wert ist nicht weggeworfen zu werden. Was ihm aber fehlt, um Ruhe zu finden, sind seine Zinnsoldaten. Und dann verschwinden plötzlich Obdachlose. Die Ermittler und beste Freunde Joachim Heinrichs und Johann Heider übernehmen den Fall, dessen Ausgang sie so schnell nicht vergessen werden.
Trotz allem tat mir Hansjörg Wojcek unendlich leid, sein Leben war vorbestimmt und nur die Gegenwart seiner Zinnsoldaten und Spielfiguren gab ihm Kraft. Die Autorin hat der Figur Wojcek unglaublich viel Tiefe gegeben. Die bildhafte Darstellung sorgte für eine fast greifbare Nähe. Seine Gedanken zu teilen war verstörend, aber ging mir gleichzeitig sehr nahe und machte mich traurig und betroffen.
Die Schauplätze wurden so liebevoll detailliert beschrieben, dass ich Lust bekam nach Kamenz zu reisen und dieselben Wege zu laufen.
Ich gebe für diesen ganz besonderen (Psycho-) Thriller eine ganz klare Leseempfehlung.
Übrigens werde ich ab sofort bei jedem Hundehaufen an „Eau de Schäferhund“ denken und schmunzeln müssen.