Leseprobe für Neugierige ...

Ihr nächster Morgen begann damit, dass sie endlich den Portier in persona erwischte und ihn auf der Stelle in Beschlag nahm. Es gab in ihrer Wohnung gleich mehrere Dinge zu beanstanden, beginnend bei der maroden Elektrizität und endend mit vielen anderen Mängeln, die so nicht hinnehmbar waren.

Nur eine der fünf vorhandenen Steckdosen führte Strom, was sich beim gleichzeitigen Betrieb von Kaffeemaschine und Toaster als fatal erwies. Der bereitliegende Adapter sorgte lediglich dafür, dass die betagten Sicherungen ihren Geist aufgaben, wonach Liane minutenlang im Dunkeln stand.

Aus dem verrosteten Rohr unter dem Spülbecken, das sie blitzblank geschrubbt hatte, tropfte nun Wasser hervor, wenig zwar, aber deutlich sichtbar. Vor allem hörbar, denn das stetige „Blop-Blop“ ging Liane während der Nacht so auf die Nerven, dass sie frustriert wieder aufstand und einen kleinen Eimer mit einem Lappen darin unter die undichte Stelle schob. Das Gefäß erwies sich am nächsten Morgen als fast voll!

Eines der Fenster im Schlafzimmer ließ sich aufgrund des defekten Riegels nicht öffnen. Ebenso verhielt es sich mit der rechten Seite der Balkontür. Darüber hinaus funktionierte die ihr zugewiesene Waschmaschine im Schleudergang nicht richtig. Als Liane die am Vorabend gewaschenen Stücke aus der Trommel nehmen wollte, trieften sie noch vor Nässe. So konnte man sie unmöglich auf den Balkon zum Trocknen bringen.

Der Portier lächelte milde und desinteressiert, bis sie ihm die handgeschriebene Liste vor die Nase hielt und lautstark darüber diskutierte, dass sie bis zur Abstellung dieser Mängel auch die Miete empfindlich kürzen könne. Dann nickte er plötzlich sehr verständnisvoll und bat um ein wenig Geduld. Spätestens am Nachmittag, so versprach er, gäbe es keinen Grund mehr zur Klage.

Bis zur Reparatur der defekten Waschmaschine erlaubte er ihr wenigstens den Gebrauch einer altersschwachen Schleuder aus den 60er Jahren, die unbenutzt und verstaubt in einer Ecke des Kellers stand. Er bot sogar an, das schwere Gerät nach vorn zu ziehen, und kramte aus einem alten Schrank eine Waschschüssel für den Ausfluss hervor.

Fürwahr ein Abenteuer für Liane, die eine solche Höllenmaschine noch nie zuvor benutzen musste! Nach ein paar vergeblichen Versuchen aber machte es ihr sogar Spaß, dieses rumpelnde und hüpfende Ding festzuhalten, damit es nicht durch die Waschküche sprang wie ein wildgewordener Derwisch.

 

 

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